Das Leben nähren – Yang Shen

Das Leben nähren – Yang Shen

Diese klassische chinesische Sichtweise und Handlungsweise für ein gesundes und langes Leben besteht aus vielen Faktoren. Es ist praktisch ein Sammelsurium aus tausenden Jahren wiedergegeben daoistischen Lebensansichten und Erfahrungen. Die praktizierenden Daoisten wurden damals schon sehr alt und das in der Zeit wo die durchschnittliche Lebenserwartung noch sehr niedrig war. In der Yang Shen Lehre geht kurz gesagt darum das wegzulassen was einem schadet und das vermehrt tun was einem gut bekommt. Klingt auf dem ersten Blick einfach ist es aber natürlich für nicht. Man muss dazu alle Facetten des Lebens kennen oder erkennen. Darum komme ich zur Einsicht, das dies in vielen chinesischen Klassikern niedergeschrieben werden musste, damit die Menschheit Anhaltspunkte oder Reminder hatte. Heutzutage werden wir überschwemmt mit isolierten Informationen. Dies bekomme ich immer wieder in meiner Praxis für Klassische Medizin mit. Jeder Patient hat so sein Steckenpferd wohin seine besondere Aufmerksamkeit gelenkt wird. Fitness, Vitamine, Diäten, Meditationen, Avocado, Goji Beeren etc., vermissen läßt sich bei all diesen Aufmerksamkeiten allerdings die Gesamtansicht des Lebens. Teilwahrheiten führen halt nur zu Teilergebnissen, nur ein Puzzleteil anzuschauen läßt einen noch lange nicht das ganze Bild sehen oder erahnen. Die modernen Medien helfen ein damit erst recht nicht den sie sind von Lobbyisten gesponsert welche bestimmet Produkte auf den Markt werfen wollen. Da werden dann Fachleute, Ärzte oder Labore rezitiert welche dies oder jenes Produkt, Lebensweise in den Himmel heben. Das alles unter einem wissenschaftlichen Deckmantel. Jeder kennt das doch zu genau da kommen monatelang und gleichzeitig in Funk und Fernsehen in Woman- und Mans Health Zeitschriften die gleiche Produkt- oder Trendwerbung. Wenn dann alle Gesellschaftsschichten erreicht wurden und die Verkaufszahlen dadurch erhöht wurden schwups …Stille. Viele meiner Patienten reden plötzlich und das ohne sich zu kennen, monatelang über das gleiche Produkt oder Trends was sie jetzt neu ausprobieren. Es soll ja so gut sein haben sie gelesen oder aber von Bekannten gehört. Ich meist innerlich aber auch mal ein paar Worte dazu sagend, danke ihr Lobbies für diese bisher mir unbekannte Information ;).

Yang Shen hingegen sieht sich alle Aspekte des menschlichen Daseins an. Wohlwissend das man mit einer kleinen Veränderung auch nur kleine Dinge ändern kann. Das Leben ist aber kein kleines Ding es hat viele Schichten des Daseins. Jing, Qi und Shen (Körper, Energie, Geist) sind die Eckpfeiler und die Anwendungen daoistischer Sichtweise bzw. ihrer Philosophie. Reduziere alles was Jing, Qi und Shen vorzeitig verbrauchen lässt, ist ein Grundsatz in der Yang Shen Lehre. Erhöhe alle Tätigkeiten welche das Leben (Körper, Energie, Geist) nähren.

Im heutigen Yang Shen Artikel werde ich besonders auf den Aspekt Shen (Geist/Emotionen)eingehen welcher gerade in unserer Zeit von großer Bedeutung ist. Denn gibt bei vielen Menschen immer weniger Momente der Ruhe, des zu sich kommen. Ruhe wird dem Yin zugeordnet, Aktivität dem Yang. Schneller, höher, weiter, mehr sind oft gebrauchte Worte unserer Gesellschaft, wenn auch clever in schönere Wort -Mäntel versteckt.

Folgende zwölf Reduzierungen wurden von dem berühmten daoistischen Heiler Sun Simiao der Tang Dynasty niedergeschrieben. Das Buch Qian Jin Yao Fang (Essentielle Formeln mehr Wert als tausend Stück Gold, veröffentlicht im Jahr 652)

Jemand, der gut darin ist, das Leben zu erhalten, reduziert ständig Gedanken und Erinnerungen, reduziert Wünsche und Taten, reduziert Sprache und Lachen, reduziert Trauer und Heiterkeit, reduziert Freude und Wut, reduziert Vorlieben und Abneigungen. Die Umsetzung dieser zwölf Reduzierungen ist bereits ein Wendepunkt in der Ernährung des Lebens.

Werden diese zwölf Exzesse nicht reduziert bewegen sich das Qi (Lebensenergie) und das Blut planlos. Dadurch kann das Leben nicht optimal genährt werden und Krankheiten kommen und ein langes Leben kann dadurch nicht gewährleistet werden. Den Weg (Dao)hat jemand fast erreicht wenn er ohne diese Exzesse und Unzulänglichkeiten auskommen kann.

Dinge zu tun welche das Leben fördern ist ein weiterer wichtige Teil des Yang Shen. Hiermit sind Aktivitäten gemeint die sich positiv auf den Geist und Emotionen auswirken damit Qi und Blut gleichmäßig nährend durch den Körper fließen lassen. Hier gibt ein weiterer Klassiker aus der südlichen Song Dynasty der Autor ist Ni Si. In der Niederschrift „Verschiedene Anmerkungen aus der Halle zum Pflügen der Klassiker“ beschreibt er die fünf förderlichen Aktivitäten: ruhiges sitzen, über den Inhalt eines Buches nachdenken, betrachten von Bergen und Wasser, Bäumen und Blumen, unterhalten oder diskutieren mit einem Freund.

Diese aufgeführten Tätigkeiten sind alle dem Yin zugeordnet und bilden dadurch den ausgleichenden Pol zum Yang. Ist das Taiji (Yin Yang Harmonie) erreicht ist der Mensch in seiner optimalen Lebensbedingung. Heißt das er gesund ist, von Vitalität blühend, mental klar und emotional stabil. Alle diese Vorschläge aus den Klassikern haben immer noch ihre Gültigkeit im großen Gesetzt von Yin Yang des Lebens. Geistige Tätigkeiten und dauernd gelebte Exzesse der Emotionen brauchen auch mal ihre Ruhe und Ausgeglichenheit. Können wir das Umsetzen sind wir auf dieser Ebene des Lebens dem Yang Shen (Leben nähren) einen Schritt näher.

Bewegung gleich Flow gleich Leben

Bewegung gleich Flow gleich Leben

Ist es wirklich so das alles in Bewegung im Flow ist? Betrachtet man das Leben genauer wird man schnell zur Erkenntnis kommen, ja dem ist so. Die Natur, das Leben, die Erde bewegt sich , der Wind bewegt sich dadurch das Gras, die Bäume ,die Wolken. Die Jahreszeiten wechseln mehr oder weniger im gleichem Rhythmus. Wehe nicht dann ist das Geschrei groß Dürre, Hitze, Eiszeit und Überschwemmungen sind dann die benutzten Schlagwörter für eine kurze Stagnation von Bewegung.

Dies waren in einigen wenigen Beispielen nur die erdigen Bewegungen welche das Leben auf unserem Planeten aufrecht erhalten. Dann gibt es aber auch noch die Makrobewegungen welche wiederum Einfluss auf unsere Erde haben und welche die relativ kleinen Bewegungen auf ihr beeinflussen. Sonne, Mond und Planeten in ständiger Bewegung verursachen durch Nähe und Ferne die Jahreszeiten und Drehung der Erde Tag und Nacht.

flow of life

Wir als menschliche Existenz sind seit unserer Geburt ständig in Bewegung. Erst auf den Händen rumgetragen, dann im Kinderwagen gefahren, im Kindersitz dann mit dem Fahrrad, Straßenbahn oder wieder auf den Autorücksitz (Hallo, Helikoptereltern ;)) zur Schule. Später dann zur Arbeit, zur Uni Beispiele über Beispiele könnten jetzt herangeführt werden. Interessant wäre es mal bei Geburt ein Trakking Tool zu bekommen und am Ende unseres Lebens mal zu sehen was wir hier auf unseren Planeten für Bewegungskilometer gemacht haben. Hat sich bestimmt im Vergleich zu unserer früheren Menschheitsgeschichte verzehntausendfacht. Aber Bewegung gab es immer schon raus aus dem Mutterlaib und los geht es ob zu Fuß oder mit Maschinen zu denen man aber auch laufen muss. Selbst wenn einmal das „Beam mich rüber Scotty“ erfunden werden sollte ist damit Bewegung gemeint, halt etwas schneller und weiter.

Nun das waren jetzt Aufzählungen klar sichtbarer Bewegungen die uns klar machen sollten keinen Stillstand gibt es. Klar, der Verkehrsstau denkt man, der Produktionsstau usw. vom Menschenhand versehentlich erzeugte Situationen aber das ist im biologischen Sinne betrachtet nicht als Leben einzuordnen. Lassen wir uns aber mal auf das Bewegungsspiel ein können wir auch hier an diesen Beispielen keinen wirklichen Stillstand erkennen. Stauer- Party äußerer Stillstand innerlich aber im Fahrzeug wird sich aufgeregt, das Navigationsgerät nach Umgehungen befragt, das Radio neu eingestellt, sich neugierig umgeschaut, geflucht, gelästert oder aber auch schicksalsergeben gelacht.

Das letzte Beispiel mit der Stauer- Party lässt mich einen schönen Übergang zur Meditation herleiten. Äußerlich unbewegt innerlich sehr bewegt, ja also so was. Gibt es denn keine Ruhe, keinen wirklichen Stillstand? Klar wir können es zwar schaffen die Gedanken ruhig oder sie sogar null, werden lassen. Aber ist deswegen die Bewegung, des Lebens zum Stillstand gekommen? Die biochemische atomare Bewegung des Lebens funktioniert, auch ohne bewußte Gedanken, während der Meditation weiter. Selbst beim Zerfall des Körpers während des Alterns oder als höchster Zerfall der Tod ist Bewegung als Umtransformation stetig zu erkennen.

Die Erkenntnis meines kurzen Gedankenausflug zum Flow und der Bewegung:

Kein Flow kein Leben

Zitat meines fließenden Ichs

Auf der Welle des Lebens reiten

Auf der Welle des Lebens reiten

Willst du auf der Welle des Lebens dahin gleiten oder reiten solltest du auch innere Stille und Ruhe besitzen.

Das Leben ist ständig in Bewegung und wir mit ihm. Die Wellen mit ihren Höhen und Tälern gleichen unserem Leben mit seinem auf nieder im Takt der Umstände. Steigt und fällt die Welle werden wir vorwärts getragen dem Surfer gleich. Die Richtung der Welle bringt uns auch manchmal in eine Situation oder Ort wo wir garnicht sein wollen oder wo am liebsten dauernd sein mögen. Wir haben manchmal keinen Einfluss über die Richtung die das Leben einschlägt wir können manchmal nur mit innerer Gelassenheit das Surfbrett Leben Impulse geben. Auf die Welle selbst aber können wir kaum Einfluss nehmen ob in gewünschter oder gegen eine unliebsame Richtung.

Gegen die Richtung surfen oder schwimmen mag eine Weile gelingen doch gegen die Kraft des Flows der Welle werden wir schlecht ankommen. Die innere Ruhe und Gelassenheit hilft uns dies immer zu vor Auge zu haben. Täler und Berge wechseln sich ab das ist Naturgesetzt. Die menschliche Ungeduld und Unruhe lässt diess Erkenntnisse aber meist verblassen und darum steigert sich der Mensch in emotionale Verwirrung die in Gereiztheit, Trauer oder Sorgen enden können. Auf der Welle reiten sollte aber eine passive Erfahrung des geschehen lassen sein, sich gelassen treiben lassen um somit in die richtige Sichtweise und Handlungsweise fließen zu können. Die Passivität jedoch ist nur ein Teil der Medaille die andere Seite ist die Aktivität: Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Zentriertheit. Diese aktive Seite kann wiederum nur durch innere Stille / Ruhe aufrecht erhalten werden. Nur dann ist man fähig mit der Bewegung der Welle optimal zu fließen und sich den Umständen gerecht fließend anpassen zu können.

Den Veränderung des Lebens kann man keinen Widerstand bieten oder sie umkehren so wie der man dies auch nicht mit eine Welle tun kann. Versucht man es doch wird die Dynamik und das Gewicht der Welle uns in die Tiefe runter reißen. Also besser mit beiden Füssen fest auf den Surfboard, ruhigen Blickes und inneren, in die Richtung schauend oben auf der Welle reitend. So können wir den aktuellen Geschehnissen und auch dem kommenden optimal begegnen.

Äußerlich abpassend beweglich und innerliche Ruhe ist also die Devise für ein going with the flow. Dann kannst du die Welle reiten und ihr folgen ohne deine Energie zu verlieren und du wirst von ihr getragen und ohne von ihr unter Wasser gedrückt zu werden. Du wirst von ihr getragen wohin sie dich führt ohne unsinnige Anstrengung. Bekämpfe nicht den Fluss des Lebens dem Dao (Weg)sondern vertraue ihm denn wer weiß schon für was es gut ist.

Hilfreich für „going with the flow“ sind dabei Künste wie Taiji, Qi Gong oder Meditation denn sie bewirken eine erhöhte Aufmerksamkeit nach innen und außen.

Reite auf der Welle des Lebens- be like water my friend

Reite auf der Welle des Lebens- be like water my friend

Das Konzept des Wassers mit all seinen Wellen auf der Oberfläche inspiriert nicht nur mich man kann sie auch in viele Philosophien finden. Das Wasser kann sich allen Umständen anpassen und kann andere Aggregatzustände annehmen wenn nötig. Diese Fähigkeit ist einfach überwältigend und einmalig in der Natur. In meinen jungen Jahren hatte ich ein Interview mit Bruce Lee gesehen das mich faszinierte, erfasste und auch innerlich berührte. Es ließ mich nicht los, obwohl meine Jugend, die Tiefe dieser Philosophie es mich nicht wirklich greifen lies. Fortan lebet ich hier und da wenn mir es einfiel dieses Lebenskonzept vergass es auch mal wieder lies mich also treiben. Wie ich Dinge betrachtete ihnen folgte oder auch nicht wie ich über Dinge redete oder schwieg überlies ich dem Moment. Jetzt rückblickend betrachtet lebte ich unbewußt also schon das Wasser-Konzept mit großer jugendlicher Leichtigkeit. Keine Philosophie, keinen Weg der mich leitete nur einem Impuls dem ich folgte, angestoßen von einem charismatischen Interview mit Bruce Lee. Dabei hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal einen Film von ihm gesehen. Die Leichtigkeit des Seins hatte mich also wieder gefunden. Dies in einer Zeit wo pubertäre innerliche Auseinandersetzungen mit sich und der Welt meinen gleichaltrigen Freundeskreis schier hormonell getrieben in Wut, Trauer, Aggressionen meist unkontrolliert hin und her riß. Ich oft nur innerlich mir sagend ist halt jetzt so. Wiederstände tauchen auf im Leben wer sich an ihnen reiben möchte bitte nur zu. Ich bevorzugte wie Wasser sie zu akzeptieren, anzunehmen und sie so gut es geht zu umschippern. Ähnlich mit den schönen Dingen des Lebens die man so gerne festhalten möchte aber nicht kann, be like Water die Welle ist vorbei Trauer kommt und geht halte nicht fest. Wasser schaut nie zurück, die Welle ist vorbei, die nächste baut sich schon wieder auf, vorwärts nicht rückwärts, so fließt es. Wir sind ein Teil des Ozeans des Lebens nicht groß nicht klein nur Teil des Ganzen. Wir wissen nicht was kommt, wie es kommt so gerne der menschliche Verstand oder so manche Bemühungen es im Griff haben möchte oder begreifen möchte. Besser sich auf den Moment besinnen wie der Surfer auf der Welle so bleibt man oben und kann agieren wie es die Situation verlangt. Die Welle erfassend oben auf in der Mitte des Brettes und in der Mitte seiner selbst fähig sein im Hier und Jetzt der Situation, agieren können. Dann wird man zum Wasser zur Welle und erlebt das Leben mit allen Sinnen. Dann erlebt man nicht nur die große Welle die unübersehbare auf der man reitet, sondern erfühlt die vielen kleinen Wellen unter dem Brett so viele kleine schöne wahrgenommene Eindrücke. Auf seinen Weg sein das Ziel als Vision angepeilt aber unterwegs die vielen kleinen Dinge aufsaugen, betrachten manchmal innehalten so sollte der Fluss des Lebens sein. Ein Wanderer der weiß auf welchen Berg er möchte jedoch am Wegesrand die Blumen, die Schmetterlinge, das Vogelgezwitscher das saftige Grün gewahr ist. Wer dazu nicht fähig ist wird zum Roboter in seinem Leben, seiner Vision zielstrebig nicht lächelnd. Be like water my friend nicht nur äußerlich auch innerlich.

Viel viel später kam dann die ganze Water- Philosophie zu mir, der Daoismus. Ernüchternd wachwerdend und lächelnd wurde mir klar ahhh nicht Bruce Lee hatte gesagt nein im Daoismus wird gesagt und Bruce Lee hatte nur rezitiert. Dies natürlich mit seinem feurigen Charisma. Das Schicksal wollte es so das ich die zweite Generation in der Kampfkunst Jeet Kune Do von Bruce Lee wurde. Mein Meister Richard S. Bustillo war Schüler von Bruce Lee und ich lernte die Prinzipien dieser Kampfkunst. Wo die Welle mich hingetrieben hatte ist erstaunlich aber so ist es halt das Wasser wenn man es läßt.

Meine erste Kung Fu Stunde in China Teil 2

Meine erste Kung Fu Stunde in China Teil 2

Zurück in meinem Quartier lag ich auf meiner durchgelegenen Matratze. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen starrte ich an die Decke die schon lange keinen Anstrich mehr gesehen hatte. Ich stellte mir meine erste Kung Fu Stunde vor mit dem zufällig gefundenen Meister während ich nebenbei tote Moskito Körper an Wand und Decke zählte. Die zwei Bettdecken waren gerade genug um mich die eisige Kälte außerhalb des Gebäudes vergessen zu lassen. Aber es brauchte doch schon eine ganze Weile bis die kalten Knochen gewärmt wurden. Um so seltsamer war es diese vielen zermatschten Moskitos überall im Zimmer zu sehen. Noch nicht ganz aufgewärmt dachte ich hier muss im Sommer auch das andere Extrem herrschen. Ich zog meinen Reisewecker auf, der neun Uhr anzeigte und stellte die Weckzeit auf vier Uhr morgens und zog danach sofort meine Arme unter die warmen Decken. Nirgendwo im Hotelzimmer gab es ein Temperatur-Anzeiger aber ich schätzte es waren nicht mehr als 13-15 Grad Celsius. Denn ohne unter die Bettdecke zu gehen konnte man sich in dem Raum seine Knochen garnicht aufwärmen. Bevor ich einschlief gingen mir noch einmal die Worte des Meisters durch den Kopf: „Fünf bis sieben beste Kung Fu Zeit“.

Ich weiß nicht wie lange der Wecker schon klingelte bevor ich den Arm aus der kuschelig warmen Decke raus bewegte und den Wecker zum schweigen brachte. Mein Kopf war eiskalt da er nicht unter der Decke war. Das Wort Schlafmütze bekam eine neue Bedeutung für mich. Schlafmütze meint nicht verschlafen sein sondern eine Reale Mütze die man trug um sein Gehirn nicht einfrieren zu lassen während der Wintermonate. Gemälde aus dem Mittelalter kamen mir in den Sinn wo man solche Gestalten malte mit diesen seltsamen Nacht -Kopfbedeckungen. Nach diesem Aha Erlebnis warf ich entschlossen die Decken zur Seite, sprang ich aus dem Bett landete auf meinen Füssen welche dicke Wollsocken trugen. Das anziehen war Rekord verdächtig nur nicht stillstehen immer bewegen damit man warm blieb. Nachdem ich meine Daunenjacke anhatte und meine Springerstiefel aus der Bundeswehrzeit, blickte ich kurz aus dem Fenster. Es war noch stockdunkel aber durch den Schnee und den paar Laternen doch irgendwie hell und eisig klar. Ich atmete kurz durch verlies das Hotel in dem noch kein Mensch zu sehen war. Die üblich Haltung annehmend, Kapuze hoch, Hände mit Handschuhen in den Taschen, den Schal über den Mund gewickelt schritt ich entschlossen meiner ersten Kung Fu Stunde entgegen. Der gefrorene Schnee knirschte laut unter meinen Springerstiefeln. Kung Fu, Kung Fu, Kung Fu endlich ging mir wir eine hängende Schallplatte durch den Kopf während meine Schritte immer schneller wurden. Aber was in der Hölle soll das mit dieser unmenschlichen Uhrzeit. Diese Gedanken-loops gingen mir wie ein Mantra durch den Kopf als ich kurz vor fünf bei des Meisters Haus ankam. Obwohl schnellen Schrittes konnte ich es nicht verhindern das Kälte, es waren um diese Uhrzeit minus 27 Grad, wieder bis zu den Knochen vordrang. Der Meister wartete schon erfreut mit seinem Übersetzer-Schüler vor seinem Haus und schien voller freudiger Erwartung. Nach dem Kung Fu Gruß, den ich schon am Abend vorher als erste Übung gelernt hatte, beäugte mich der Meister von oben bis unten mit einem Lächeln. Er sagte etwas zu seinem anderen Schüler und beide lachten herzlich aus dem Bauch.

Kälte und Kung Fu in China

Da bemerkte ich das beide nur mit einem blauen Trainingsanzug, Marke Synthetik und Adidas nach empfunden da standen. Gekrönt wurde alles durch die weißen Stoffturnschuhe welche sich kaum vom Schnee abhoben. Beide hatten rote Backen und Ohren wie abgesprochen und sie schienen nicht einmal zu frösteln. Dann fingen sie an zu rennen und ich hinterher. Ein unbeholfenes Trampeltier wäre wohl der richtige Ausdruck für einen der mich hier so rennen sah. Dagegen der Meister und sein Schüler welche mittlerweile eine beachtliche Weite zwischen uns gebracht hatten, wie zwei Schneeleoparden anzusehen. Zum Glück war der Park nicht so weit Weg, trotzdem fing ich an zu schwitzen und mir wurde jetzt klar warum vorhin so herzlich gelacht wurde. Das eigentliche Kung Fu Training hatte noch nicht einmal begonnen und ich musste die Kapuze meiner Daunenjacke runter schieben und den Schal abnehmen.

Der Reiterstand war das erste was ich erlernte. Hey dachte ich will doch Kung Fu erlernen was soll das alberne rum gestehe. Vor allem die beiden die beiden Herrschaften vor mir taten nichts. Nach einer Weile zündete der Meister sich sogar eine Zigarette an und verpestete die Luft um mich herum während ich immer noch im Horse Riding Stance stand und ich anfing meine Schweißtropfen den Rücken runter fließen spürte. Keine Erklärungen wurden während der Übung gemacht. Wenn der Meister mit seinen Finger nach unten zeigte wenn ich höher ging war die einzige Kommunikation während ich so rum Stand und dabei einen Sinn erkannte. Ich wollte Kung Fu erlernen mit tollen edlen Bewegungen stattdessen stand ich rum. Mittlerweile waren meine Stiefel voll mit Schweiß, ich dampfte aus allen Poren, würde jetzt gerne alles ausziehen, keine Kälte spürend, sehnte mich unbekleidet in Schnee zu springen um mich darin zu wälzen. Es waren bestimmt noch keine 5 Minute vergangen wie kann das sein. Mein Körper zitterte am ganzen Leib, die Oberschenkel brannten während ich immer wieder meine Füße zusammen schieben musste das sie durch den Schnee zur Seite wegrutschten. Nach weiteren Minuten und einem anscheinend an meinem Leiden desinteressierten Meister der sich noch eine Zigarette anzündete und mit seinem anderen Schüler plauderte, bemerkte ich das der Schnee zwischen Beinen zu Schmelzen begann. Meine Schweißtropfen die an meiner Daunenjacke runter kullerten waren der Grund dafür. Ich Idiot Daunenjacke, Springerstiefel, Nato -olivgrüne lange Winterunterwäsche, zwei Pullover noch drunter zu einem Kung Fu Training. Der nächste Gedanke es ist nicht zu fassen wie kann Mensch bei Minus 27 Grad so schwitzen das alles durchnässt ist und der Schnee unter ihm schmilzt.

Fortsetzung folgt